ESC Schnack – 024

Das war eine anstrengende Woche für alle, die mit dem ESC 2017 zu tun haben. Nicht nur die Probleme, die Russland und die Ukraine miteinander haben, sondern auch das Verhalten der EBU und deren Verantwortlichen kann einem schon die Lust am Eurovision Song Contest verderben. Zeit, für einen Rant. Trotzdem haben die ESC Schnacker sich um jeden Titel des ESC gekümmert und eine erste Auswahl an Bewertungen gibt es in dieser Folge.

ESC Fassung von Perfect Life

Zwar müssen bereits seit einigen Wochen die endgültigen Versionen der ESC Beiträge feststehen und beim Produktionsteam vorliegen, doch müssen sie noch nicht veröffentlicht sein. Daher erscheint die endgültige Fassung des deutschen Beitrags erst am 14. April als Download.

Übrigens wird Levinas Album am 28. April erscheinen, ebenfalls mit der endgültigen Fassung von Perfect Life, am gleichen Tag wie die ESC Compilation mit allen 43 Teilnehmern.

http://www.eurovision.tv/page/news?id=introducing_eurovisions_first_ever_limited_edition_vinyl_box_set
http://www.eurovision.de/news/ESC-Fassung-von-Perfect-Life-erscheint-im-April,levina270.html

Wettquoten

Was in der Politik die Wahlumfragen, sind beim ESC die Wettquoten. Und genauso ist auch hier der Begriff “Kaffeesatzleserei” nicht weit hergeholt – wenn man zum Beispiel daran denkt, dass quasi kein Wettanbieter Conchita Wurst auf dem Zettel hatte. Trotzdem gucken wir immer mal wieder bei Eurovisionworld.com vorbei (http://eurovisionworld.com/?odds=eurovision) und begucken uns zumindest die Tendenzen.

Alle Titel sind in finaler Variante eingereicht, rien ne va plus – da kann man schon mal auf die Quote schauen. Wer bereits im Februar, als noch gar nicht alle Beiträge veröffentlicht oder gar gefunden waren, bereits hoch gehandelt wurde, war der schwedische Beitrag. Inzwischen hat sich aber ein anderer Teilnehmer ganz nach oben auf die Liste geschoben: der italienische San-Remo-Gewinner Francesco Gabbani mit dem Song „Occidentali‘s Karma“ und seinem Gorillakostüm wird von allen aufgelisteten Anbietern mit einer Quote zwischen 2.37:1 und 3.35:1 geführt. In den Top 5 finden wir da aktuell (Datum der Aufzeichnung ist Sonntag, der 26. März) neben Italien auch Bulgarien, Schweden, Belgien und Portugal. Das ist witzig, weil wir heute also die Top 3 bis 5 der Buchmacher besprechen. Lasst euch überraschen, wie wir sie finden!

Roger Cicero

Ein Jahr ist es schon her, dass der sympathische Künstler von uns gegangen ist. Eurovision.de erinnert noch mal an Roger und weist auf das Bestof Album von ihm hin.
http://www.eurovision.de/news/Erinnerung-Vor-einem-Jahr-starb-Roger-Cicero,cicero400.html
Daniela wirft noch ein, dass es bei Spotify ein ganz wundervolles Livealbum namens “Cicero sings Sinatra” gibt, dass in Hamburg aufgenommen wurde. Er spricht also auch ein wenig, und das ist gleichzeitig traurig und schön: https://open.spotify.com/album/47pdwSgCaEynyFaZVhRWu3

Eurovision Vibes scheint ein Erfolg zu sein

Während andere Länder auf internationale Jurys vertrauen oder gar über Spotify abstimmen lassen, beteiligte sich Deutschland mit Eurovision Vibes an der Internationalisierung der Vorentscheide. Kurz: Auch bei den internationalen Stimmen war Levina mit Perfect Life Favorit. Ob das ein gutes Zeichen für den ESC ist?
http://www.eurovision.de/news/Erfolgreicher-Start-fuer-Eurovision-Vibes,escvibes100.html

Juliagate

Kommentar Christoph:
Da hat sich die EBU ein dickes Ei gelegt. Jahrzehnte stand der ESC für ein völkerverständigendes Event, das zeigte, dass man in Europa sehr wohl in der Lage ist, friedlich miteinander zu konkurrieren. Es ist die größte Musikshow der Welt und gerade durch ihre positive Ausstrahlung ein politisches Ereignis.

2012 stand der ESC schon am Rande eines politischen Skandals, obwohl hier die EBU klare Kante zeigte. Beim Contest in Baku hatte die EBU noch vor jeglichen Planungen darauf bestanden, dass die armenische Delegation, sowas wie die Erzfeinde Aserbaidschans, ohne Probleme hätte einreisen dürfen. Am Ende verzichtete Armenien auf eine Teilnahme obwohl sie schon in einem Halbfinale gesetzt worden waren, da sie bis dahin keinen Song gewählt hatten, aber so gab es dann auch keine politischen Probleme.

Nun waren die Konflikte zwischen Russland und der Ukraine offensichtlicher und hätten schon nach Ende der Show in Stockholm dafür sorgen müssen, dass die EBU sich eine Vergabe der Show an die Ukraine nur mit der Einhaltung von ganz klaren Regeln vorbehält. Eine Regel hätte sein müssen, dass jeder Künstler freies Geleit bekommt, egal wer er ist. Das ist gute Sitte in der ESC Familie.

Gleichzeitig hätte die EBU den Gewinnern ins Gewissen reden müssen, und klar machen müssen, dass eine Veranstaltung wie der ESC, der für ein friedliches Miteinander steht, nicht in Einklang mit einer kriegerischen Auseinandersetzung im Gastgeberland zu bringen ist.

Wir haben es hier im Podcast von Anfang an gesagt, dass ein ESC in der Ukraine ein enormes Risiko auch für die EBU ist. Umso verwunderlicher ist es jetzt, dass die Ukraine mit der Blacklist und dem Ausschluss der russischen Künstlerin durchkommt.

Auf der anderen Seite haben wir Russland. Sie schicken eine junge Künstlerin, deutlich durch Krankheit gezeichnet, offensichtlich mit der Absicht, ein Ausbuhen des Beitrags zu verhindern, zu verhindern, da es ethisch nicht tragbar ist, einen solchen Menschen vom Contest auszuschließen. Denn ansonsten hätte die russische Delegation nicht so sehr auf der persönlichen Geschichte von Julia Samoilova herumgeritten, sondern hätten den Song oder ihre künstlerischen Qualitäten hervorgehoben. Dazu kommt, dass der russischen Delegation klar war, dass sie massiv Öl in Feuer gießen würden, wenn sie Julia nach Kiew schicken würden, da Ihnen zum einen die Blacklist bekannt war und damit auch das Gesetz, dass es russischen Künstlern verbietet in die Ukraine einzureisen, sollten sie auf der Krim nach der Annektion aufgetreten sein.

Wir haben hier also zwei Parteien, die dem Geist des Eurovision Song Contest in keiner Weise gerecht werden. Wer seine politischen Konflikte in einer Unterhaltungsshow austragen muss, der hat nicht mehr alle Sinne beisammen. Damit nehmen die beiden Parteien die EBU und den ESC als Geisel für ihre Belange. Für mich folgt daraus nur eins: Beide müssten disqualifiziert werden.

Da man dann den Gastgeber von der Show ausgeschlossen hätte, wäre eine Austragung des ESC in Kiew auch nicht mehr möglich. Daraus folgt, dass die Show an einem neutralen Ort verlegt werden muss, oder nach einer kurzen Bewerbungsphase, öffentlich via Los ein neuer Austragungsort gewählt werden müsste. Wenn dann der ESC 2017 ein paar Wochen später stattfindet, so be it.

Natürlich müssten die Kartenpreise erstattet werden, bzw. müssten ihre Gültigkeit für die neue Show behalten.

Ich habe von der Ukraine als Austragungsort des ESC 2017 die Schnauze gestrichen voll. Ich habe Russland als Provokateur absolut satt. Beide haben im Moment in der ESC Familie nichts zu suchen.

Nachklapp:

Zur Zeit versucht die EBU die Ukraine davon zu überzeugen, dass das Einreiseverbot für Julia auf nach dem ESC verschoben wird. Ein Rückzug Russlands wird aber wahrscheinlicher. Auch San Marino fordert eine Austragung auf neutralem Boden. Dänemark ist sehr besorgt über die Dimensionen des Skandals.
https://eurovoix.com/2017/03/25/esc17-jon-ola-sand-proposes-delaying-yulias-ban-eurovision/
https://eurovoix.com/2017/03/25/denmark-eurovision-unbearable-becomes-political-battleground/
http://www.escdaily.com/ebu-sugges-delay-yulia/
http://www.escdaily.com/san-marino-eurovision-held-neutral-ground/
http://www.aufrechtgehn.de/2017/03/juliagate-russland-lehnt-ebu-angebot-ab/
http://www.dw.com/de/kommentar-der-esc-wird-zum-politikum/a-38079519
http://www.eurovision.de/feddersens_kommentar/Kommentar-zum-Einreiseverbot-russischer-Saengerin,russland1030.html
http://blog.prinz.de/grand-prix/herr-sand-treten-sie-zurueck/

Israel richtet wieder eine ESC Party aus

Auch dieses Jahr können sich die israelischen Fans auf eine ESC Party freuen. 25 Teilnehmer des ESC 2017 werden vom 3. April bis 6. April nach TelAviv fahren und den Flair und den Spirit des ESC nach Israel tragen. Wichtig ist den Veranstaltern aber auch, das Land den Künstlern vorzustellen und wird deshalb von vielen Ministerien und Organisationen Israels unterstützt. Die Teilnehmer bekommen eine Exkursion nach Jerusalem, sie pflanzen Bäume und lernen so Land und Leute kennen. Völkerverständigung pur und wie wir sie mögen. So muss ESC sein! Am 5. April gibt es dann eine Pressekonferenz und natürlich ein Livekonzert der Teilnehmer. Auch Levina wird dabei sein. Außerdem unter vielen anderen Belgien, Frankreich oder Finnland.
https://www.youtube.com/watch?v=NWqiu0ND0ow
http://www.eurovision.tv/page/news?id=israel_is_calling_again_in_2017

Die erste Hälfte – Halbfinale 1

Die ESC Schnacker Daniela und Christoph besprechen die Teilnehmer der ersten Hälfte des ersten Halbfinales. Im laufe der Woche verlinken wir hier die einzelnen Beiträge zu den jeweiligen Teilnehmern. Dieses Mal sind dabei:

  • Albanien: Lindita Halimi – World (M: Klodian Qafoku; T: Lindita Halimi, Big Basta)
  • Aserbaidschan: Dihaj – Skeletons (M/T: İsa Məlikov, Sandra Bjurman)
  • Australien: Isaiah – Don’t Come Easy (M/T: DNA (David Musumeci, Anthony Egizii), Michael Angelo)
  • Belgien: Blanche – City Lights (M: Pierre Domoulin; T: Pierre Domoulin, Ellie Delvaux)
  • Finnland: Norma John – Blackbird (M/T: Lasse Piirainen, Leena Tirronen)
    Lieben Gruß an Becci (@genderbeitrag / Kulturpessimisten) & an Herrn Martinsen (@Herr_Martinsen / Feuilletöne)
  • Georgien: Tamara Gatschetschiladse – Keep the Faith (M/T: Tamara Gatschetschiladse)
  • Montenegro: Slavko Kalezić – Space (M: Momčilo Zeković; T: Adis Eminić)
  • Portugal: Salvador Sobral – Amar Pelos Dois (M/T: Luísa Sobral)
  • Schweden: Robin Bengtsson – I Can’t Go On (M/T: David Kreuger, Hamed „K-One“ Pirouzpanah, Robin Stjernberg)

Musik

Show Me The Way (Instrumental) (2016)
The.madpix.project
Produced by the.madpix.project
Lizenz: CC BY – https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/
https://www.jamendo.com/track/1328507/show-me-the-way-instrumental

3 Kommentare

  1. Huhu ihr,

    Danke für die Grüße – trotzdem ist das natürlich eine Frechheit, was ihr über diesen so berührenden, der künstlerischen Song von Norma John aus Finnland so denkt und sagt
    Ich wette 2 Postkarten, die ich euch bei Verlust der Wette schicken würde, dass sie ins Finale kommen! Sooo, und nun kommt ihr 🙂

    Weiter so, immer schön kritisch bleiben!
    Liebe Grüße
    Becci

    • Hallo Becci,
      danke für Deinen Kommentar.
      Das schöne ist ja, dass der ESC so viele unterschiedliche Musikrichtungen und Qualitätsstufen bereit hält, dass jeder seinen Favoriten finden wird. Wir drücken natürlich auch Finnland die Daumen, dass alles mit dem Auftritt klappt und der Song sein Publikum findet.
      Ob wir die Wette eingehen, besprechen wir nach der nächsten Folge, wenn wir das ganze erste Halbfinale besprochen haben.
      Grüße,
      Christoph

  2. Moin, Siegel ist doch schon seit 2014 nicht mehr der einzige deutsche Komponist, der den ESC gewonnen hat. Ali Zuckowski und Julian Maas sind beide Hamburger…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert