In den letzten beiden Tagen lief auf NDR 2 ein Gewinnspiel. Man konnte Karten für das Finale des Eurovision Song Contest gewinnen. Alles was man tun musste war, auf den deutschen Beitrag des ESC 2016 warten und dann anrufen. Wir alle wissen, das ist Jamie-Lee mit Ghost.
Als das Spiel „begann“, denn Ziel ist es ja, die Zuhörer möglichst lange am Radio zu halten, habe ich mir überlegt, wann ich das letzte Mal unseren Beitrag überhaupt im Radio gehört habe. Ich konnte mich nicht erinnern. Und auf NDR 2 konnte ich davon ausgehen, dass ich ihn in den nächsten Stunden auch nicht mehr zu hören bekomme.
Das ist wirklich sehr traurig. Aber das deutsche Radio tut sich traditionell etwas schwerer mit den deutschen Teilnehmern beim ESC. Lena und Max Mutzke waren eine schöne Ausnahme.
Bei den anderen Teilnehmern sieht es aber nicht besser aus. Ich habe leider keine Quelle gefunden, die mir konstant Airplaycharts, also Charts die messen, wie oft ein Song im Radio gespielt wird, mit mehr als 20 Plätzen anzeigen. Es war also einfacher, alle Top 20 Charts miteinander zu vergleichen.
Schnell wurde auch klar, dass es einfacher ist, die Länder zu notieren, bei denen sich die Teilnehmer des Eurovision Song Contest überhaupt in den Top 20 befinden.
Beste Platzierung ist Schweden. Dort befinden sich gleich 2 Teilnehmer aus dem MGP, also dem schwedischen Vorentscheid, in den Top 20. Frans, der schwedische Beitrag befindet sich sogar auf Platz 1. Er läuft also in der sogenannten Hot Rotation, also in Dauerschleife bei sehr vielen Sendern in Schweden.
Wenig überraschend ist auch, dass sich Ira Losco, die maltesische Teilnehmerin, auf Malta auf Platz 4 befindet, denn dort ist sie ein Superstar.
In Italien kann sich Francesca Michielin auf Platz 8 behaupten. Das heißt, dass sie schon nicht mehr so häufig im Radio gespielt wird, aber trotzdem über den Tag wahrnehmbar ist.
Das gleiche gilt für Estland. Doch dort ist erstaunlicher Weise nicht Jüri Pootsmann mit seinem Beitrag für Estland auf Platz 8, sondern wieder Frans aus Schweden. Ein Komplott der schwedischen Musikindustrie? Wahrscheinlich nicht, denn die Musikgeschmäcker der beiden Länder ist sehr ähnlich. Aber Schweden nimmt hier eine Chance wahr, seinen Beitrag im Radio rechtzeitig zu präsentieren. Damit ist aber, Spoiler, Schweden eine Ausnahme, denn ansonsten schaffen es keine weiteren „fremden“ Beiträge in andere Radiomärkte.
In Mazedonien und in den Niederlanden kommen die jeweiligen nationalen Beiträge für den ESC 2016 auf Platz 10. Kaliopi wird also in Mazedonien und Douwe Bob in den Niederlanden zumindest ab und an über den Tag im Radio gespielt.
Deutlich weniger wird ManuElla in Slowenien gespielt, denn sie schafft es nur auf den Platz 17 der slowenischen Airplaycharts.
In allen anderen Ländern wird ein anderer oder der eigene Beitrag äußerst selten im Radio gespielt. Jedenfalls so selten, dass er nicht in den Top 20 der Airplaycharts auftauchen. Das ist wirklich bemerkenswert, wenn man bedenkt, was für ein Multiplikator das Radio auch für eine TV Veranstaltung wie der ESC ist. Gerade über das Radio, gerade in den letzten 30 Tagen vor dem großen Wettbewerb, kann man sicherlich versuchen, seinen Beitrag in die Ohren der Zuschauer des Eurovision Song Contest zu schleichen. Diese Chance wird, von Schweden in Estland abgesehen, von allen vertan. Das ist sehr schade.
Wir werden das mal in den nächsten Wochen beobachten, ob es da noch Änderungen geben wird, wenn wir dem ESC näher kommen.
Wer sich selbst mal durch die europäischen Airplaycharts durch klicken möchte, der findet hier eine sehr gute Quelle: Radio Monitor
PS:
Für Deutschland, Österreich und der Schweiz habe ich noch etwas weitere Charts gefunden.
In Deutschland hat Ghost als beste Position in den Airplaycharts bisher nur Platz 54 erreicht. Zur Zeit steht er auf Platz 64. (Link)
In Österreich kommt ZOË mit ihrem französischen Beitrag auf Platz 21 (Link)
In der Schweiz kommt Rykka auch in den Top 50 nicht vor. (Link)
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