Da haben wir die letzte Episode unseres Eurovision Song Contest Podcasts veröffentlicht und plötzlich geht es rund mit Nachrichten rund um unseren liebsten Musikwettbewerb. Erst scheidet Moldau aus, dann scheidet der NDR nächste Saison aus und dann noch die Jury Bekanntgabe für Chefsache ESC. Und außerdem gab es noch den ersten Super Samstag bei den Vorentscheiden. Wir mussten also wieder zurück ins Studio. Aber vorher ging es auf eine riesige Demo in Kiel gegen Rechts! Denn auch wir sind bunt und heißen jeden Willkommen.
Der NDR ist raus – der Südwesten übernimmt
Die Meldung ist bei uns am Montag eingeschlagen wie eine Bombe. Gerüchte aus dem letzten Jahr, dass der MDR den ESC übernehmen würde, wurden ja schnell dementiert und aus dem NDR kamen eindeutige Zeichen, dass man diese Saison den ESC bestreiten würde. Dass dann jetzt die Meldung kam, dass ab sofort der SWR die deutschen ESC Angelegenheiten mit begleiten wird und nach der Show die Verantwortung komplett übernehmen würde, kam dann sehr überraschend.
In den letzten knapp 30 Jahren hat der NDR die Erscheinung des ESC in Deutschland massiv geprägt und in den letzten 15 Jahren die Fans der Show sehr gut informiert und eingebunden. Die Arbeit des Teams von Eurovision.de, die nicht nur auf der Website hervorragend berichten und Meinungen abbilden, sondern uns auch mit einem tollen Podcast und vor allem durch ihre innovativen, kreativen und unterhaltsamen Videoformate die Welt des ESC und die wärme die sie ausstrahlt zu uns nach Hause bringen. Ich hoffe der SWR sieht, dass hier der Kontakt zu den Fans auf einem soliden Fundament steht, dass man unbedingt weiterführen sollte, um nicht komplett von vorne anzufangen.
Etwas Sorge machen mir aber die Aussagen der Verantwortlichen, Christine Strobl als Programmdirektorin für die ARD und Clemens Bratzler, Programmdirektor für den SWR, dass man kein zusätzliches Budget frei machen würde, sondern den zusätzlichen Aufwand bei anderen Programminhalten abknapsen würde.
Begründet wurde dieser Senderwechsel damit, dass die Anstalten innerhalb der ARD ihre Kompetenzen fokussieren, der NDR nun mehr auf Unterhaltungsshows im Bereich Quiz, Satire und Comedy, der SWR auf größere Samstagabend-Unterhaltung, die TV-Lagerfeuer, wie es der ESC ist.
Ich bin gespannt, welche Änderungen sich ergeben werden. Meine Hoffnung ist, dass die deutschen ESC Anstrengungen in ruhigeres Fahrwasser kommen, Kontinuität Einzug halten wird und nicht immer sofort panisch das Konzept in Frage gestellt wird. Ich hoffe außerdem, dass der Kontakt zu den Fans weiterhin so eng und herzlich bleibt, denn ohne die Fans keine Lagerfeuerstimmung beim großen Finale.
https://www.dwdl.de/nachrichten/101238/ndr_gibt_federfuehrung_fuer_den_esc_an_den_swr_ab
Die Jury für Chefsache ESC
Da in den ersten Shows von Chefsache ESC das Publikum kein Mitspracherecht hat, ist die Auswahl der Jury umso wichtiger. Nun wissen wir, wer zur ständigen Jury gehören wird.
Stefan Raab ist gesetzt, denn schließlich hängt sein Name dran und an ihm wird der Erfolg gemessen. Wenn ein Sieg das Ergebnis dieser Saison ist, ist er der Vater des Erfolgs.
Musikalisch ist Yvonne Catterfeld unbestritten qualifiziert für diese Jury. Schließlich war sie ja schon in der Jury von USfO. Daher ist sie ganz sicher mit ihrer langen Karriere geeignet einen Act zu finden, der Siegpotential hat.
Mit der Nominierung von Elton wurden garantiert ein paar Augenbrauen gehoben. Diese Wahl ist mehr als ungewöhnlich, da er in Sachen Musik ja eher weniger in Erscheinung getreten ist. Ich selbst hatte zunächst den bösen Gedanken, dass Raab jetzt sein Schoßhündchen Elton zurück ins große Fernsehen holen will. Aber zu einem ESC-Beitrag gehört so viel mehr als die musikalische Qualität. Natürlich muss die Stimmen, aber der Show-Aspekt und der Flauschfaktor rund um die Kandidat*innen sind ebenso wichtig und sollten nicht vernachlässigt werden. Der Zuschauer am Bildschirm ist zu einem großen Teil und dazu zähle ich mich auch, kein Musikexperte. Aber seine Stimme zählt am Ende. Hier, denke ich, ist Eltons Stärke, wenn es um die Suche eines ESC-Beitrags geht.
Wie gewonnen so zerronnen – Moldau zieht sich zurück
Ich befürchte, wir haben einen Fluch auf uns lasten. In der letzten Episode haben wir uns ja noch gefreut, dass die Halbfinale dieses Jahr wieder schön gleichmäßig sind und alle Länder die gleichen Chancen haben, ins Finale zu kommen.
Tja und kurz darauf macht Moldau einen Rückzieher. Der Vorentscheid sollte am 15. Februar über die Bühne gehen, da zieht der Sender TRM die Notbremse, sagt ihn und die Teilnahme beim ESC ab. Begründet wurde dieser Schritt zum einen am geringen öffentlichen Interesse und an der Qualität der Beiträge. Das Auswahlprozedere soll jetzt grundlegend hinterfragt und reformiert werden.
Moldau nimmt erst seit 2005 am ESC Teil und hat in den letzten 20 Jahren schon einige legendäre Beiträge geschickt. Mit dem wenigen, was dem Sender zur Verfügung stand, haben sie oft fantastische Lösungen auf die ESC Bühne gebracht. Ich denke da an das “Sun Stroke Project Hashtag Epice Sax Guy, die DoReDoS aber ganz besonders an 2022 mit Zdob și Zdub & Fraţii Advahov mit dem großartigen Trenuleţul. Ich hoffe echt, dass Moldau schnell wieder zurückkommt und wieder mit riesigen Farbklecksen und mutigen Beiträgen die ESC Bühne bunter macht.
https://www.eurovision.de/news/Moldau-zieht-sich-vom-ESC-2025-zurueck,moldau918.html
Sunstroke Project & Olia Tira – Run Away
DoReDoS – My Lucky Day
Zdob şi Zdub & Advahov Brothers – Trenulețul
Die Halbfinale stehen
In dieser Woche hat dann noch die Halbfinalauslosung für den ESC 2025 stattgefunden. Zunächst wurde gelost, wer von den Big 5 und der Schweiz in welchem Halbfinale abstimmen und außerhalb der Konkurrenz auftreten darf. Denn die Big 5 und die Schweiz sind für das Finale gesetzt. Kurz zur Erinnerung, nicht nur sind Italien, Spanien, Großbritannien, Frankreich und Deutschland die größten TV-Märkte, sie haben auch die größten Anteile am EBU-Etat.
Im ersten Halbfinale sind also Stimm- und Auftrittsberechtigt:
Die Schweiz
Italien
Spanien
und im zweiten Halbfinale
Deutschland
Frankreich
Großbritannien
Es gab fünf Töpfe dieses Jahr, Topf 1 mit Belgien, der Tschechischen Republik, Estland, Litauen, Luxemburg, Lettland und die Niederlande, Topf 2 mit Armenien, Azerbaidschan, Georgien, Israel, Polen und der Ukraine, Topf 3 mit Albanien, Österreich, Kroatien, Montenegro, Serbien und Slowenien, Topf 4 mit Zypern, Griechenland, Irland, Malta, Portugal und San Marino und zuletzt Topf 5 mit Australien, Dänemark, Finnland, Island, Norwegen und Schweden.
Hier kann man mal sehen, wie hier die Aufteilung gemacht wurde, wir haben einen Baltischen Block in Topf 1, einen Osteuropäischen Block in Topf 2, einen Süd-Ost Balkan Block in Topf 3, einen Insel und Mittelmeer Block in Topf 4 und einen Skandinavischen Block in Topf 5.
In die erste Hälfte des ersten Halbfinale wurden Estland, Island, Polen, Portugal, Slowenien, Schweden und die Ukraine gelost. Die zweite Hälfte ist mit Albanien, Belgien, Kroatien, Zypern, Niederlande, Norwegen und San Marino besetzt.
In der ersten Hälfte des zweiten Halbfinale wurden Armenien, Australien, Österreich, Griechenland, Irland, Lettland, Litauen und Montenegro gelost, in die zweite Hälfte die Tschechische Republik, Dänemark, Finnland, Georgien, Israel, Luxemburg, Malta und Serbien.
Frankreich macht ernst
Auch in dieser Woche verkündete Frankreich die Künstlerin, die für Frankreich in Basel beim ESC antreten wird. Drei Mal Platin, neun goldene Schallplatten für ihre Singles, sechs Alben, ein Mal Doppeldiamand, ein Mal Diamant, drei Mal Platin, zwei Mal Gold, 2014 den Durchbruch mit einer Nummer 1 in Frankreich, Platz 3 in Deutschland mit einem Song, an dem in dem Jahr niemand vorbei kam, wenn die Person Radio gehört hat. Avenir von Louane wurde gefühlt jede Stunde gespielt. Seitdem kennt sie fast jeder in Europa. Ich denke, dieses Mal will Frankreich nicht nur mitspielen, sondern wirklich gewinnen und ich bin auf diesen Beitrag wirklich gespannt.
https://www.eurovision.de/news/Louane-ist-Frankreichs-ESC-Hoffnung-in-Basel,frankreich1790.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Louane
Louane – Avenir
Linnea Henriksson wurde übergangen
Für mich ist das der erste wirkliche Skandal dieser Saison. Gestern, am Samstag den 1. Februar fand die erste Melodifestivalen Show statt. Kandidaten waren unter anderen John Lundvik, der ganz sicher ins Finale gewählt wurde und Maja Ivarsson, die als altbekannte Rockröhre ebenfalls einen Platz im Finale hatte. Während allerdings Johns Beitrag wirklich beeindruckend war, war Majas Beitrag eher so mittel, wenn auch okay fürs Finale. Welcher Beitrag allerdings großartig war, war der von Linnea Henriksson, die wir aus dem Mello 2020 als Moderatorin kennen. Schon damals hat sie uns mit der einen oder anderen Darbietung von ihrer Stimme überzeugt und bei diesem Mello war sie mit einem wunderbaren Beitrag, “Den känslan” im Wettbewerb. Er war bunt, super gesungen, mit viel Herz und Trickkleid auf der Bühne und ist total sang und klanglos vom Publikum ignoriert worden. Skandalös.
Zumal war die Verkündung erneut anders. Wie in den letzten Jahren wurde zunächst ein Beitrag ganz sicher ins Finale verkündet, gestern John Lundvik. Danach wurden die Leitungen wieder eröffnet und nach dieser Runde wurden die drei Beiträge mit den meisten Stimmen verkündet. Da war schon klar, dass Linnea keine Chance mehr hatte. Das fand ich ziemlich abrupt.
Linnea Henriksson – Den känslan
Spanien schickt eine spanische Melody
Und diese Melody ballert aber so richtig! Dafür, das die Halbfinale sich echt gezogen habe und ich beide Shows nach circa vier Beiträgen aufgrund von Müdigkeit abbrechen musste, war das Finale gestern echt flott rum. Das Benidorm Fest hat aber wieder mal durch seine Qualität überzeugt. Es waren diverse Beiträge dabei, die es echt beim ESC geschafft hätten. Meine Favoriten waren im ersten Halbfinale und sind dort leider stecken geblieben. Aber K!NGDOM mit Me gustas tú wird mich diesen Sommer in meiner Playliste begleiten. Der Song strahlt so eine fröhliche, positive Stimmung aus, der bleibt!
Mit Melody bekommen wir aber eine ordentliche Portion Attitüde, Frauenpower auf die Bühne. Einen kleinen Pferdefuss gibt es aber, denn obwohl geschrieben von Melody selbst, der Track wurde dann von altbekannten Schweden produziert. Joy Deb, Peter Boström und Thomas G:son haben nämlich an dieser Stelle ihre Finger im Spiel. Vielleicht auch ein Zeichen, dass Spanien dieses Jahr auf jeden Fall gewinnen will.
Melody – Esa Diva
K!ngdom – Me gustas tú
Werbung aus dem RTL Programm während des Vorentscheids
Beim luxemburgischen Vorentscheid lief auch Werbung, eine hatte es mir besonders angetan. Für die Versicherung „Lalux“ gab es einen zuckersüßen Spot, den wir Euch nicht vorenthalten wollen.
Lalux – Don’t Worry Be Happy