ESC 2019 Halbfinale 1

Kinder, wie die Zeit vergeht, da ist schon das erste Eurovision Song Contest 2019 Halbfinale Geschichte. Gerade zur Aufzeichnung dieser Episode beginnt das zweite Jury Halbfinale in Tel Aviv.

Gleich vorweg, ich weiß, dass ist gerade kein Trost, aber dass Euer Favorit eventuell ausgeschieden ist, heißt nicht, dass es ein schlechter Beitrag ist. Tausende Beiträge wurden auch dieses Jahr wieder eingereicht. Nach all den Entscheidungen in den Sendern und Vorentscheiden blieben 41 Beiträge übrig. In jedem Halbfinale können nur 10 weiter, das sind die Regeln. Aber Du hast deinen Favoriten immer noch in deiner Playlist. Niemand wird ihn dir wegnehmen und wer weiß, welche Karriere die jeweilige Künstlerin oder Künstler noch machen wird.

Chronistenpflicht

Im Finale sind:
Zypern, Slowenien, Tschechien, Weißrussland, Serbien, Australien, Island, Estland, Griechenland und San Marino

Auslosung Finale:
In die erste Hälfte des Finales wurden Griechenland, San Marino, Slowenien, Tschechien und Zypern gelost. In die zweite Hälfte gehen Australien, Estland, Island, Serbien und Weißrussland.

Wie immer: Die Reihenfolge wird vom Produktionsteam festgelegt.

Zypern

Christoph

Gesanglich enttäuschend. Mir hat der Drive gefehlt und die Performance war auch eher so meh. Es reicht halt nicht durchsichtige Tops auf durchtrainierte Tänzer zu stülpen und sie dann lasziv tanzen zu lassen.

Daniela

Ich muss sagen, ich war entsetzt. Wie mies kann ein so simpler Song denn bitte gesungen werden? Dazu dieses Möchtegern-Trickkleid, bei dem sogar ohne Brille zu sehen war, dass die angeblich “nackten” Parts alle aus Plastik sind. Dann lieber komplett bis zum Hals angezogen, wie die Griechinnen. Das war albern. Aber bleiben wir beim Song: Der geht auch live gut ins Ohr, aber die nicht getroffenen Töne waren echt heftig. Wenn die Performance so mies bleibt, ist da kein Sieg und auch kein Treppchen im Finale zu sehen.

Slowenien

Christoph

Offensichtlich funktionierte die Performance aus dem nationalen Vorentscheid ohne Probleme auch auf der großen Bühne. Ja die Energie zwischen den Beiden war etwas präsenter und gesanglich gab es rein gar nichts auszusetzen, aber für mich ist es am Ende des Tages zu creepy und zu retro.

Daniela

Ich hatte schon irgendwie geahnt, dass die beiden weiterkommen. Da wir bereits den Liveauftritt aus dem Vorentscheid kannten, war hier keine große Überraschung zu verzeichnen. Keine Änderungen am Konzept, abgeliefert ohne irgendwelche bemerkenswerten Fehler. Und für diejenigen, denen klickibunti nicht so gefällt, garantiert eine Wohltat in Augen und Ohren. So ein wenig wie Blanche aus Belgien. Wird im Finale aber heillos untergehen, da bin ich mir sicher.

Tschechien

Christoph

Perfekt – bitte wieder so. Etwas hat mich der leicht debil-creepy guckende Bassist irritiert, aber das sind Details, die mich in keiner Weise stören. Völlig zu Recht im Finale.

Daniela

Nachdem wir auf der Livebühne schon einige Totalausfälle sehen und vor allem hören mussten, war ich ein wenig besorgt, aber das war gar nicht nötig. Lake Malawi haben abgeliefert, das Bühnenbild mit den Rahmen hat mir Spaß gemacht und die bunten Pullis sowieso. Highlight war jedoch das Greenroom-Interview, wo gefragt wurde, wie es kommt, dass drei Jungs mit solch unterschiedlichen Berufsausbildungen denn nun zusammen in einer Band spielen würden. Es gab eine witzige “a friend of a friend of a friend”-Erklärung 🙂

Weißrussland

Christoph

Ich mochte das Staging, ich mochte ihren Gesang, das Outfit, von den Schuhen abgesehen, war auch okay. Der Background hat mir im Vorentscheid besser gefallen, aber ansonsten war das eine runde Sache. Besonders das Staging hat mir gefallen. Dass sie die Flightcases verwendet haben, fand ich ganz witzig.

Daniela

Ich habe Zena in Folge 57 nicht im Finale gesehen. Sie hat es trotzdem geschafft, wahrscheinlich reichte es doch, singen zu können und nicht das ganz große Pathosfass zu öffnen. Die Mittvierziger konnten noch einmal in der “als Britney noch jung war”-Zeit schwelgen. Herr Stuht hat angemerkt, dass der Backgroundgesang sehr dominant war – und dass das auch gut war. Dem schließe ich mich mal an und sage, dass auch hier im Finale wohl mit keiner einstelligen Platzierung zu rechnen ist.

Australien

Christoph

Für mich eine absolute Gewinnerperformance. Könnte sein, dass Australien in diesem Jahr das Ding nach Hause holen könnte. Das Bühnenbild war viel stimmiger als beim Vorentscheid. Es ist noch mal extrem beindruckender. Gesanglich ist Kate einfach unschlagbar.

Daniela

*hach* Teile dieses Songs sind heute mein ständiger Ohrwurmbegleiter. Toller Song, spitze gesungen und auch das Bühnenbild war sogar noch eine ganze Menge geiler als im australischen Vorentscheid. Das hat einfach alles super funktioniert, ich bin sehr zufrieden. Und in den Wettquoten ist sie massiv in die Höhe geschossen.

Serbien

Christoph

Die Power-Balkan-Ballade aus Serbien. Gut gesungen, leider sehr statisch, aber vielleicht hat genau das zum Erfolg beigetragen. Ich hab mir auf dem Weg nach Hause das Lied mal im Radio angehört und ich finde, da funktioniert das doch sehr gut. Ich bin gespannt, ob Serbien nicht vielleicht sogar ein Darkhorse werden könnte.

Daniela

Auch hier haben wir es wieder mit einem Song zu tun, der sich wider erwarten wohltuend von den anderen Titeln abgehoben hat. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Hier und da waren prima Gitarrenriffe zu hören, das hat dem zuschauenden Publikum wohl auch gereicht, um die Dame mit den aus dem Arm wachsenden Kristallen ins Finale zu schicken. Dort sehe ich sie aber allerhöchstens im Mittelfeld.

Island

Christoph

Was Du immer mit deinen SM-Pärchen hast. Das war eine geile Show, die Hatari da auf die Bühne gebracht hat. Mir gefällt der Song, mir gefällt das Bühnenbild. Es ist spannend zu sehen und verstörend zugleich. Es ist halt das andere Extrem der ESC Skala, die jetzt von Hatari düster bis hin zu Bunte-Bonbon-Zuckerwatte-Flausch reicht.

Daniela

Joar. War live tatsächlich besser als vom Band. Vielleicht habe ich mich auch langsam reingehört. Ist für den hintersten Winkel Europas evtl. etwas neues, aber ansonsten lockt man doch nirgendwo im ESC-Zirkus mehr irgendwen mit BDSM als Provokation hinter dem Ofen vor. Das haben Roswitha und Karl-Heinz doch längst alles im Gartenschuppen verstaut, weil oldfashioned. Sie werden im Finale abliefern, höchstwahrscheinlich nicht provozieren und aufgrund einer guten Performance im oberen Teil landen.

Estland

Christoph

Wie bitte was? Die Überraschung des Abends. Der nach Belgien am schlechtesten gesungene Song rettet sich ins Finale. Wie konnte das passieren?

Daniela

Was ist denn da schief gegangen? Es war doch sonst unglaublich viel schief in diesem Song. Es war wirklich eine Zumutung, ihm zuhören zu müssen, Stimme nicht geil, Song sehr lahm und wie er versucht hat, 1:1 wie in Estland das Publikum zum mitklatschen zu bewegen, war schon etwas peinlich. Nun, irgendwer muss ja auch hinten landen, und Estland hat damit bereits einige Erfahrung.

Griechenland

Christoph

Ein Lied, mit dem ich von Anfang an wenig anfangen konnte. Auch gesanglich war ich zu Beginn irritiert, weil ihre Stimme doch arg seltsam klang, was sich aber im Laufe des Songs ausglich. In Bezug auf die Performance hatte ich mich aber geirrt. Das Video war schon extravagant und schwer auf die Bühne zu bringen. Die Performance jedoch toppte dies jetzt dann doch. Fechterinnen, krasse Outfits, Blumen und und und. Keine Ahnung, ob das zum Song passt, aber es beeindruckte

Daniela

Mein erster Eindruck war, dass Katherine sich an Kermit dem Frosch verschluckt hat, und das blieb in abgemilderter Form leider bis zum Ende so. Der Katy-Perry-Sound und das wirklich liebevoll eingerichtete Bühnenbild, dass mir jedoch in weiten Teilen zu zuckrig war, haben wohl ihr übriges getan, um diesen eher durchschnittlichen Titel ins Finale zu hieven. Ich tippe auf durchschnittliches unteres Mittelfeld. Was mir auffiel: Dieser Titel war auf jeden Fall einer der Gewinner des Schnelldurchlaufs.

San Marino

Christoph

Serhat hat einfach abgeliefert. Auf der Bühne war etwas wenig Party zu sehen, aber mir hat der Auftritt trotzdem gefallen. Serhat macht einfach den ESC Fan Service dieses Jahr und trifft offensichtlich einen Nerv. Ich habe mich sehr gefreut, dass er weiter gekommen ist.

Daniela

Tja. Das Video war einfach herrlich, es war bunt und lebensfroh und seine Stimme scheinbar sehr gut abgemischt. Live klang es so, als würden sich er und die Melodie einfach nicht einig werden, in welcher Tonlage der Song nun gesungen werden sollte – es klang in meinen Ohren die meiste Zeit irgendwie falsch. Nicht schief, nur falsch. Aber ich freue mich sehr, dass es für Serhat fürs Finale gereicht hat, wobei auch er in meinen Augen ein Gewinner des Schnelldurchlaufs ist. Wenn er am Samstag nicht deutlicher abliefert, geht es in den Tabellenkeller.

Ausblick ESC Halbfinale 2 – Das Massaker

Daniela

Uh, das wird heftig. Ich hoffe, dass ich zumindest im 2. HF weiterhin an gute Singstimmen glauben darf, die mich zur zu Beginn genannten Aussage verführten. Bei mir kristallisieren sich jedoch einige Teilnehmer schon sehr stark heraus. Ich gehe mal davon aus, dass die Niederlande, Schweden und Norwegen die Selbstgänger sind. Russland wird wohl noch genug Rückenwind haben, um auch mit mittelmäßigem Song ins Finale zu segeln, und das traue ich auch der Schweiz und Aserbaidschan zu.

Gespannt bin ich darauf, wie das Chamäleon aus Malta auf der Bühne ankommt und ob Tamara aus Nord-Mazedonien nicht durch ihre Platzierung direkt hinter Duncan einfach in Vergessenheit gerät. Wackelig wirds für Dänemark, über die ich mich jedoch sehr freuen würde, und zwischen Armenien, Albanien und Rumänien tobt ebenfalls noch ein Kampf um die letzten Tickets fürs Finale. Österreich, Kroatien oder Irland sehe ich sicher nicht weiterkommen.

Christoph

Das zweite Halbfinale verspricht, wenn nicht grandiose, dennoch gute Musik, die sich qualitativ über das gesamte Feld einigermaßen die Waage hält. Von 18 Teilnehmenden traue ich 16 die Qualifikation zu.

Meine Favoriten: Norwegen, Schweden, Dänemark, Österreich und natürlich an Eins die Niederlande! Das Problem: Die Skandinavier werden sich wohl gegenseitig die Punkte zuschieben, nur ich bezweifle, dass das reicht. Das heißt also, mindestens 1 Skandi fliegt raus.

Es kann zu Überraschungen kommen, zum Beispiel, dass sich Russland nicht qualifiziert. Ganz sicher raus ist Irland. Der Song ist einfach zu langweilig.

Intervallact Highlight

3 Kommentare

  1. Hallo ihr Lieben,

    habe gerade über den Newsletter der israelischen Botschaft eine spannende News reingekriegt und dachte sofort: Das ist doch was für meine liebsten ESC-Schnacker*innen – ein Algorithmus, der das vermeitnlich ultimative ESC-Lied programmiert/komponiert hat!
    Das Video zu „Blue Jeans & Bloody Tears“ gibt es hier: https://www.youtube.com/watch?v=4MKAf6YX_7M

    Leider kann ich dieses Jahr kein Halbfinale gucken, freue mich aber schon wie bolle auf das Finale – dann natürlich nur echt mit BESCBB, dem ultimativen ESC-Bullshit-Bingo. Euch auch noch viel Spaß!

    Viele liebe Grüße
    Becci

  2. Hach, da will man sich gedanklich auf eine 2-Stunden-Folge einstellen (und verabschiedet sich von dem Vorhaben, mal früher ins Bett zu gehen) und da ist schon die übernächste Folge online. So viel zu tun und so wenig Zeit…
    Zu Estland: Wegen dieses „Reims“ wollte ich auch, dass sich der Komponist einen schämen geht. Und das Schlimmste: Das ist Stig Rästa. Der hat diesen idiotischen Text geschrieben.
    Ungarn war für mich DIE Überraschung, dass er nicht weitergekommen ist und Australien hat mich umgehauen. Metaphorisch.
    Toll, dass San Marino weiter ist und ich bin mal gespannt, ob er Valentina mit dem 24. Platz schlagen kann und somit einen neuen Rekord für San Marino aufstellt.
    Bis dann und viel Spaß beim 2. Halbfinale bzw. bei der Ratsversammlung 🙂
    (Zum Zeitpunkt dieses Kommentares twittert Daniela jedenfalls schon fleißig „ich will nicht hier sein.“)

  3. Danke für den Podcast, ist immer wieder schön eure Meinungen anzuhören 🙂

    Stimmt, das erste Halbfinale war viel schwächer als das zweite:
    Ich bin vollkommen bei euch was Estland angeht; das war so ein schwaches Stimmchen und dieser Auftritt … er sagte übrigens, dass er sich bis Samstag stimmlich verbessern will …. haha.

    Portugal war einfach zu viel.
    Griechenland war stimmlich super!

    Womit ich überhaupt nicht mit euch übereinstimme ist Weißrussland; dieser Teenie-Gesang war einfach zu viel für mich und diese langgezogenen Töne hörten sich total schief an. Der Song war dennoch einigermaßen okay, aber meiner Meinung nach hätte dieser Finalplatz dann doch Ungarn gehören können, auch wenn er bei weitem nicht so stark war wie 2017.

    Tolle Show, auch von der Intervall Acts her 🙂

    Viel Spaß euch am Samstag 😀

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