The show formerly known as …

Die 70ste Episode ESC Schnack zum Thema Eurovision Song Contest ist eigentlich eine Episode, die man so nicht machen möchte. So viel Enttäuschung war selten bei diesem Podcast zu hören.

Unser Lied für Rotterdam

Ernsthaft? Das soll die großartige Vorstellung des deutschen Beitrags gewesen sein? Selten haben wir Barbara Schöneberger fahriger, unentspannter und unlustiger erlebt wie in der Vorstellung von Ben Dolic und seinem Song „Violent Thing“. Mit diesem Sänger und Song will der NDR beim ESC 2020 in Rotterdam antreten. Die Entscheidung ist ohne das Publikum gefallen, auch wenn die Offiziellen der deutschen ESC-Delegation Euch etwas anderes Erzählen wollen.

Vorstellung – Pressekonferenz – Powerpoint

Auch um diese Entscheidung zu begründen, lud der NDR in ein Hamburger Kino. Obwohl eigentlich alle darauf gewartet haben, dass endlich öffentlich wird, wer für Deutschland nach Rotterdam soll, langweilte man die Zuschauer auf dem digitalen Spartensender ONE mit wirren Erklärungsversuchen und einer lächerlichen Powerpoint Präsentation.

Kurz, wir sehen es auch als offensichtlich, dass es zwei verschiedene Zuschauergruppen gibt, wenn es um den Vorentscheid und das Finale beim Eurovision Song Contest geht. Die erste Gruppe gehört zu den Fans, die ihre Lieblinge darin unterstützen wollen, zum ESC zu gelangen, die andere, größere Gruppe sind die ESC Fans.

Auch sind wir damit einverstanden, dass ein erfolgreicher ESC-Beitrag einem internationalen Publikum gefallen muss.

Doch schließen wir nicht daraus, dass sich deutsche TV-Zuschauer nicht für einen Vorentscheid interessieren und wir schließen auch nicht daraus, dass die Meinung der Zuschauer jetzt keine Rolle mehr spielen darf, da deren Entscheidungen vermeintlich zum Misserfolg der letzten Jahre beigetragen haben.

Diese Schlussfolgerung müssen wir leider Herrn Schreiber und seinem Team nach dieser Sendung unterstellen. Als Fans und begeisterte ESC und Vorentscheidzuschauer fühlen wir uns jedenfalls verantwortlich gemacht.

Kommunikation

Wenn es stimmt, dass man am diesjährigen Konzept schon seit April 2019 arbeitet, dann ist das Schweigen des NDRs umso enttäuschender und bestärkt uns in der Annahme, dass man als Ursache des Misserfolgs der letzten Jahre die Zuschauer und Fans und ihrem diversen Musikgeschmack sieht.

Jurys

Herr Schreiber sprach in dem kurzen Interview bei ULfR darüber, dass es beim ESC zwei Jurys gäbe, was nur um die Ecke gedacht richtig ist. Die Jury beim ESC wird durch die jeweilige Delegation der teilnehmenden Länder bestimmt und sollen eine Art von Expertise in den Bereichen Musik und oder ESC haben.

Die zweite Gruppe, die den Sieger eines ESC bestimmt sind die Zuschauer in Ihrer riesigen Zahl. Das ist keine Jury. Erst recht kann man diese Menge, auch wenn sie bei einem deutschen Vorentscheid kleiner ist, nicht durch eine 100köpfige Jury ersetzen.

Ganz besonders lächerlich ist, wie die Auswahl dieser Personen über die Bühne gegangen ist. Zuschauern wurden vor dem ESC 2019 die Songs präsentiert, die dann von diesen Leuten in eine mögliche Gewinnreihenfolge gebracht werden musste. Die Hundert, die dem tatsächlichen Ergebnis am nächsten gekommen sind, waren dann in der Jury, weil sie so vermeintlich ESC Expertise bewiesen hätten. Also 100 Menschen, die im letzten Jahr zufällig den richtigen Sieger getippt haben sollen die Zuschauer ersetzen? Ernsthaft?

Die russische Karte

Dieses Jahr hat man sich also dazu entschieden, die russische Karte zu spielen. Man hat den besten Songschreiber des ESC dieser Zeit engagieren können, man hat für die Performance in Rotterdam den besten Choreografen engagiert, den man bekommen kann und hat einen Sänger gefunden, der herausragend singen kann, aber soweit noch wenig Charakter hat um ihn nach Produzentenwünschen zu formen.

Für Deutschland wird Ben Dolic mit dem Song „Violent Thing“ antreten. Er ist äußerst erfahren, was Castingshows angeht und hat 2018 den zweiten Platz bei „The Voice“ gemacht. Geschrieben wurde „Violent Thing“ von Borislaw Milanow, der in den letzten Jahren extremen Erfolg beim ESC hatte. Hier eine Auswahl:

  • 2011: Poli Genowa – Na inat (Bulgarien)
  • 2016: Poli Genowa – If Love Was a Crime (Bulgarien)
  • 2017: Jana Burčeska – Dance Alone (Mazedonien)
  • 2017: Tijana Bogićević – In Too Deep (Serbien)
  • 2017: Kristian Kostow – Beautiful Mess (Bulgarien)
  • 2018: Cesár Sampson – Nobody But You (Österreich)
  • 2018: Equinox – Bones (Bulgarien)
  • 2019: Chingiz – Truth (Aserbaidschan)
  • 2019: Michela – Chameleon (Malta)
  • 2020: Ben Dolic – Violent Thing (Deutschland)

Als Choreograf wurde Marty Kudelka gefunden. Er zeichnet sich durch einen großen internationalen Erfolg aus und ist, zumindest nach Christophs Meinung, im Moment der beste Choreografer der Welt.

Am Ende steht zwar ein solider Beitrag. Die Meinung der ESC Schnacker geht auseinander, also gibt mehr dazu im Songcheck in den nächsten Wochen.

Wir haben noch diverse Kommentare bekommen und dazu einen Audiokommentar von Klaus Backhaus. Klaus findet Ihr im Netz unter:

https://twitter.com/KBMusicmc

Seine Podcast findet Ihr hier:

https://kurzgeblubbert.podigee.io/

https://derbackhauscast.wordpress.com/

Te deum singen – Tickets gewinnen

Ihr steht auf die ESC-Melodie “te deum” und habt eine kreative Idee, wie man es abspielen könnte? Ihr wollt zum ESC in Rotterdam, aber nichts dafür bezahlen? Dann könnt ihr diese beiden Dinge einfach verbinden! Zum Jubiläum 70 Jahre EBU kann man nämlich 2 Tickets fürs Finale inkl. Hotel und einem Gutschein für die Anreisekosten gewinnen. Dafür müsst ihr “nur” ein möglichst denkwürdiges Video erstellen, in dem ihr das te deum abspielt, singt, jodelt, mit der Küchenmaschine zuckelt … ihr wisst schon, was ich meine. Einen Haken hat die Sache: Ihr braucht einen Instagram-Account, denn dort sollt ihr das Video dann hochladen, damit es entdeckt und bewertet werden kann.

https://www.eurovision.de/news/70-Jahre-EBU-Tickets-fuer-den-ESC-2020-zu-gewinnen,ebu164.html

Auch keinen Vorentscheid in Großbritannien

Daniela ist sehr enttäuscht – es gab dieses Mal keine “You Decide”-Show. Stattdessen In gab Graham Norton am 22. Februar in einem Video bekannt, dass am 27. Februar morgens auf den Radiosendern BBC1 und BBC2 der britische Teilnehmer und der Song beim Song Contest 2020 verkündet werde. Geworden ist es der Singer-Songwriter James Newman.

Zitat Eurovision.tv
“For the Eurovision Song Contest 2020, UK public broadcaster BBC has selected multi-platinum selling, BRIT award-winning and Grammy-nominated songwriter James Newman. He will perform the song ‘My Last Breath’ at the Grand Final on 16 May. He wrote the track himself alongside an all-star team of Adam Argyle, Ed Drewett and Iain James. Iain also worked on Azerbaijan’s winning Eurovision 2011 entry, ‚Running Scared‘ by Ell & Nikki.”

James Newman ist übrigens auch der Headline Act für die London Eurovision Party am 29. März.

https://escxtra.com/2020/02/29/james-newman-headline-act-london-eurovision-party/
https://eurovision.tv/story/singer-songwriter-james-newman-to-rotterdam-for-the-uk

Viral aus Island

Nein, keine Sorge, der Coronavirus kommt immer noch aus China. Aber in den letzten Tagen ist das Video von einem Teilnehmer am isländischen Vorentscheid Söngvakeppnin viral gegangen.

Viele internationale und nationale Socialmediagrößen und Stars haben das Video geteilt und mit viel positiver Kritik bedacht. Auch wir finden den Beitrag großartig und er verbreitet bei jedem Gucken viel Freude. Der Liveauftritt beim Vorentscheid gehört zu den süßesten Performances, die wir seit langer Zeit gesehen haben.

Zu recht hat Daði og Gagnamagnið mit „Think About Things“ in Island gewonnen und wir freuen uns wie Bolle auf den Auftritt in Rotterdam.

https://eurovision.tv/story/iceland-national-selection-songvakeppnin-2020
https://www.eurovision.de/news/ESC-2020-Song-aus-Islands-Vorentscheid-geht-viral,island1164.html
Daði YouTube Kanal: https://www.youtube.com/channel/UCF18N219OPiOcElz_hSYoIQ

Den Eurovision Ostblock verstehen mit Merci Cherie und Prof. Dr. Mangott

Eine Podcastempfehlung – wieder für eine Folge von Merci Cherie – dieses Mal haben Sie Prof. Dr. Gerhard Mangott zu Gast. Er ist Russland und Exsowjet-Experte, der einen echt super Einblick in den Ostblock liefert. Nach der Folge bekommt Ihr einen neuen Einblick in diese Länder des ESC.

https://mercicherie.simplecast.fm/a05c36d0

2 Kommentare

  1. Hey Daniela und Christoph,

    danke für die unterhaltsame Folge. Mein eigener Senf zu ULFR:
    Ich glaube, dass diese „Pressekonferenz“ gut gemeint war, ihr Ziel allerdings weit verfehlte. Da es sich um eine Aufzeichnung handelte, wusste man schon, wer Deutschland vertritt und musste nun „künstliche Spannung“ ertragen. Dabei fand ich Gesangseinlagen von Michael Schulte und Barbara Schöneberger etc. etwas überflüssig.
    Wenigstens wurden die Gedankengänge des NDR über den Auswahlprozess ein wenig erläutert, ob man sie jetzt gut findet oder nicht.
    Ich war aber vor allem ein bisschen erleichtert: Wenigstens hat sich der NDR überhaupt mit dem ESC auseinandergesetzt und ihn nicht einfach „fallen gelassen“ und „irgendwen“ nach Rotterdam geschickt.
    Denn ich finde mit Ben Dolic haben wir durchaus einen würdigen Vertreter und auch den Song höre ich sehr gerne und er hebt sich eindeutig von dem ab, was wir die letzten Jahre geschickt haben. (Michael Schulte war super, aber wir können ja nicht jedes Mal Balladen schicken 🙂 und immerhin haben wir keinen Popsong, der verdächtig nach David Guetta klingt!)

    Wichtig ist jetzt, dass wir hinter dem Künstler stehen. Und genau dann regen mich so Schlagzeilen à la BILD etc. besonders auf! Es kann doch wohl nicht sein, dass der deutsche Künstler schon von der deutschen Presse fertiggemacht wird!

    Viele internationale Reaktionen sind bereits sehr positiv gestimmt (im Gegensatz zu den vorherigen Jahren, Michael Schulte natürlich ausgenommen). Das kann also durchaus auch was werden. Ich lasse mich überraschen.

    Liebe Grüße nach Kiel 🙂

  2. Zu dem Beispiel mit Jamie-Lee und den verschiedenen Publika: Ein Problem war ja gerade, dass Künstler mit jüngster Casting-Vergangenheit beim Vorentscheids-Televoting gut abgeschnitten haben. Dieser nationale (kurzfristige) Ruhm ist aber international nicht viel wert. So haben 2015, 2016, 2018 TVOG-Kandidaten gewonnen (auch wenn dieser 2015 später abgelehnt hat). Einmal ist es gut gegangen (Schulte), einmal nicht (Jamie-Lee). Es ist im Großen und Ganzen aber schon problematisch, dass Casting-Künstler einen großen Vorsprung beim Televoting haben. Deshalb kann ich den Move des NDR schon verstehen. Wenn man dann allerdings direkt wieder jemanden schickt, der außer Casting-Expertise keine eigene künstlerische Identität mitbringen kann, ist die Abschaffung des Vorentscheids doch wieder zweifelhatft. Nichts gegen Ben, aber den hätte man theoretisch schon auch durch einen Vorentscheid bringen können.

Schreibe einen Kommentar zu Paule Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert