Ukraine: Jamala – 1944

Nach einer Pause ist auch die Ukraine wieder bei Eurovision Song Contest dabei. Jamala widmet sich in ihrem Song einem historischen Thema und kann dabei auf ihre grandiose Stimme bauen. Aber ob der Song zum ESC passt ist die Frage.

M/T: Jamala

Wurde in Kirgisien geboren und gehört den Krimtataren an. Kurzer historischer Rückgriff: Die Krimtataren wurden von Stalin von der Krim vertrieben. Daher ist sie in Kirgisien geboren. Sie ist Sopranistin für Jazz, Soul, R&B und Gospel und das hört man richtig raus. Darum wurde sie auch beim New Wave Festival in Jürmala, Estland, 2009 für ihre Stimme ausgezeichnet.
2011 probierte sie es im ukrainischen Vorentscheid und belegte den dritten Platz. Dann kamen Gerüchte über Manipulationen auf, so dass ein neuer Vorentscheid für die ersten drei anberaumt wurde, den aber Jamala absagte.
Erstmals wird auf Krimtatarisch gesungen, da Jamala den Refrain ihres Lieds in dieser Sprache singen wird.

Christoph

Ich verstehe ja das Bedürfniss der Ukranine und ihren Künstlern die letzten Jahre auch nach Außen zu übertragen und künstlerisch zu verabeiten. Sie haben jedes Recht dazu.
Jamala hat eine richtig geile Stimme. Im Soul wäre sie richtig gut aufgehoben. Oder sie hätte das als Soulnummer aufziehen müssen, angelehnt an “Strange fruit”. Aber so wie sich der Song mit den leichten Beats aufstellt, ist es einfach zu viel … das Zwischenspiel zum Finale von ihr ist einfach gut gesungen, aber auch zu dick aufgetragen. Ich kaufe ihr das Leid nicht mehr ab. Ich denke, der Song ist bei einer Veranstaltung, die Happy happy good mood verbreitet, deplaziert.
Kein Finale

Daniela

Der Beginn leitet mit orientalischen Klängen ein, die Sängerin spricht mehr, als das sie singt. Ist aber für eine dramatische Steigerung ganz okay. Wird jedoch schnell nervig. Dann wechselt das Tempo und sie zeigt uns, welche hohen Töne sie aus ihrer Stimme heraus quetschen kann. Ob uns das gefällt, oder eben auch nicht. Mir nicht. Teilweise wird nicht mehr gesungen, sondern es fällt nur noch “huhhuhuhu” aus ihrem Mund. Ich erkenne englische Worte in den Strophen, etwas fremdes (wohl die Landessprache) in den Refrains. Alles sehr abgehackt, es wird viel geatmet. Bei 1:21 singt sie auf englisch wie die energischen englischen Popdamen der 90er, doch das hält nur kurz an. Bei 2:21 übernimmt siegefühlt quasi den Job des Muezzins, die Musik pausiert sogar kurz dafür. Um dann poppiger wieder einzusetzen. Im Hintergrund singt der Chor, während die Sängerin noch mehr hohe Töne aus ihrer Stimme herausquetscht. Sie macht sich nicht mal mehr die Mühe, dabei zu singen, sondern quietscht nur noch. Gruseliger wird es, wenn man sich das Video dazu anschaut. Da wird mit dem ganzen Körper nach vorn gepresst, im Arm das nicht vorhandene Baby gewiegt, die Sängerin im durchaus aparten weißen schulterfreien Kleid bewegt sich wie ein Zweig im Wind, die Augen weit aufgerissen. Sie macht mir tatsächlich ein wenig Angst. Ich will das ganz ehrlich nicht im Finale sehen.
Kein Finale

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