ULfI – Zwei Schwestern gehen nach Tel Aviv

Daniela und Christoph waren in Berlin bei ULfI, Unser Lied für Israel, und konnten sich das ganze Spektakel ganz nah ansehen. Jetzt gehen S!sters für Deutschland nach Tel Aviv, und das ist auch gut so.

Das Duo konnte sich sowohl in der internationalen Jury als auch beim Publikum mit ihrem Song „Sister“ beim Deutschen Vorentscheid durchsetzen. Wie das alles passiert ist, konnten Daniela und Christoph im Pressezentrum von ULfI auf einer großen Leinwand erleben und später in der Halle noch Fotos machen. Leider konnten sie keine O-Töne einfangen aber dafür jede Menge toller Menschen treffen. Unter anderen haben die Beiden Dr. Eurovision, Stefan Spiegel und als Highlight für Christoph die wunderbare Alina Stiegler getroffen.

Die ULfI Teilnehmer

Der diesjährige Vorentscheid hatte 7 Teilnehmer. 6 von ihnen haben das gesamte Prozedere mit Songschreibcamp und Vorauswahl etc. durchgemacht. Der siebte Beitrag, S!sters mit Sister wurde als Komplettbeitrag angenommen.

Gregor Hägele – Let Me Go

Christoph

Auch unter dem Kopfhörer hier zu Hause hatte er ein paar Unsicherheiten, die leider dann einen eigentlich guten Song etwas unstimmiger machten. Das Staging, geprägt durch die LED Wand, auf der der eine offene Tür in einer Landschaft war, war echt ganz schön. Ein kleines bisschen anders arrangiert, ein kleines bisschen besser gesungen und ich hätte den Song als Favoriten gehabt.

Daniela

Ich fand den Song in der Studioversion auch okay. Live hat er sich dann meiner Meinung nach zwischendurch ein wenig durch den Song gehetzt, anstatt ihn zu bestimmen. Und seine Stimme hat´s hat einfach nicht gepackt. Aber grundsätzlich würde ich sagen: Komm doch in 3-4 Jahren nochmal wieder!

Ary Ryan – Wear Your Love

Christoph

Der Song versprach eine ganze Menge – War ganz fetzig aber der größte negative Punkt für mich: Es klingt zu sehr nach Dua Lipa. Der zweite negative und damit endgültige Downturner für mich war das Staging. Ich habe nichts gesehen, es war zu statisch und langweilig. Der Song wurde in keiner Weise dadurch repräsentiert. Vielleicht mag das in der Halle gefetzt haben, auf dem Bildschirm war das ein Reinfall

Daniela

Peter Urban nannte es “moderne Elektrobeats”, aber ich hatte den Song schon kurz nach seinem letzten Ton einfach wieder vergessen. Es ging ja so schön los, Tänzerinnen, Trickkleid, Laufband … auch wenn die Art, wie man sie aus dem Kleid geholt hat, ein wenig unprofessionell klingt. Die Licheteffekte passten überhaupt nicht zum Song, haben mich total abgelenkt. Im zweiten Hören war es einfach nur immer wieder dasselbe.

Makeda – The Day I Loved You Most

Christoph

Ein klassische Ballade, sehr schön vorgetragen und zurecht sehr weit gekommen. Ich mag solche Lieder, ich mag so ein Staging. Bis zu diesem Zeitpunkt fand ich diesen Song einer der besten im Lineup.

Daniela

Ich hab ja vorhin schon gesagt, dass mich kein Song wirklich abgeholt hat. Aber hier ist es die Sängerin gewesen, bei der ich mir dachte: Wenn ich für jemanden abstimme, dann für sie. Hab ich auch gemacht. Trotzdem hatte der Song einige Schwächen. Der Song hätte auf einer Withney-Platte aus den 90ern sein können, und gerade zu Beginn hat sie sich die Töne auch ein wenig aus dem Bauch herausgepresst. Was ich mag, ist wenn die Stimme nicht gleich von Beginn an alles zeigt, sondern sich noch ein wenig Luft nach oben lässt, um im Laufe des Songs noch ein wenig an Drive zu gewinnen – das ist hier passiert. Das Fingergefuchtel hätte sie sein lassen können. Sie hat auch den Text richtig gelebt. Also mit diesem Titel hätte ich leben können.

BB Thomaz – Demons

Christoph

Eine Musicalnummer – Bei der ich das Staging nicht verstanden habe und das Staging sich trotz Trampolineinlage einfach zu statisch darstellte. Ansich eine starke, mutige Nummer und in einem ESC Umfeld, wo nicht noch 5 weitere solcher Nummern kommen, vielleicht sogar erfolgreich. Aber das Staging war insgesamt der Downturner.

Daniela

Im Vorschauvideo war sie noch eine Art Jennifer-Lopez-Beyoncé-Mixture. Bei ihr hat man auch den Prozess des Songschreibens ein wenig besser gesehen. Grundsätzlich hat der Song einige gute Elemente. Er ist nicht komplett ruhig, die balladesken Teile haben einen gutes Trempo drunter, die Refrains haben Kraft, auch ihre Stimme bringt ein paar gute Überraschungen. Für mich also auch eher Top3. Wobei ich da ein schönes Zitat aus dem Spiegel habe: “klang dabei eher wie eine dann doch noch rausgeschnittene Nummer aus der „Buffy, the Vampire Slayer“-Musicalfolge. ”

Lilly Among Clouds – Surprise

Christoph

Lilly hat einen Song gewählt, der ihre Stimme auf dem höchsten Level forderte. Ich wollte ihren Beitrag lieben und am liebsten in Tel Aviv sehen weil ich finde, dass sie die beste Stimme im gesamten Teilnehmerfeld hat. Das hat sie im Song gezeigt. Aber der Song war etwas zu experimentell – eine Schublade höher als Loreen und deswegen zu Recht nicht beim ESC.

Daniela

“Künstlerisch wertvoll” wollte es rüberkommen. Das wars vielleicht – aber nicht besonders einzigartig dabei. Eine Menge Elemente drin, die ich schon x-Mal beim ESC erlebt habe, vor allem bei den nordischen Teilnehmerinnen. Hat mich damals nicht abgeholt, holt mich dieses Mal nicht ab. Und damit hätte es das auch einfach sein können. Nix für mich und gut.

Aber gerade die Fans dieses Titels gingen in ihrem heiligen Zorn so weit, jedem, der den Song nicht gewählt haben, zu unterstellen, keine Ahnung von hochwertiger Musik zu haben blablabla … meine Güte. Das war wild zusammengeklaut (okay, ein Remix kann auch Kunst sein), die Stimme wollte mehr, als sie liefern konnte. Und deshalb zu Recht nicht in Israel dabei.

Linus Bruhn – Our City

Christoph

Linus fühlt sich komplett Wohl in der modernen Musik. Das Arrangement klingt total nach YouTube Hintergrund Musik, die sicherlich total beim jungen Publikum beliebt ist. Dazu ein total stimmiges und souveränes Staging und eine tolle Performance. Am Ende eine hymnische Ballade und damit schon die fünfte Ballade von sechs Songs. Unter dem Strich aber nicht meine Musik.

Daniela

Schon während seine Postkarte lief, war meine Twitter-Timeline schon voll mit “Waaass? Telefon weglegen? Soll der doch zuerst! Siehste, hat selbst eins in der Hand”. Mannmannmann …

Ansonsten dachte ich kurz, der Moonwalk wäre zurück. Der Song bringt ein paar elektronische Elemente mit, ruhige Strophen, guter Übergang zum Refrain, der dann ein wenig abging. Ich sag mal so: Beim vorletzen Song hatte ich zum ersten Mal die Situation, dass mein Fuß wippte. Im letzten Drittel noch einmal aufgedreht, mit dem, was bei Michael Schulte gut funktioniert hat – Worteinblendungen wie Hashtags. Um diesen Song ist es mir so richtig schade, auch wenn es nicht so ganz meine Musik ist, denke ich immer noch der hätte m.E. in Israel Top10 bekommen können. Da waren wir uns auf dem Sofa auch sehr einig.

S!sters – Sister

Christoph

Hier dann der Song, der mich dann doch sofort überzeugt hatte. Mein liebster Moment findet schon am Anfang des Songs statt, in der Bridge zum Refrain hebt sich der drehbare Teil der Bühne nach oben und das war für mich der WOOOOOOOOAAAAAAAAAAH Moment, ja man bekommt mich schon mit kleinen Gesten. Mir gefällt die Intensität mit der die Beiden den Song singen und auf der Bühne zeigen. Für mich zurecht das Siegerlied.

Daniela

Vorweg: Man konnte sich vorab bewerben. Als Sänger. Als Sänger mit nem Song. Oder nur mit nem Song. Und das ist hier passiert. Wenn man dann nen Song hat, muss den ja auch noch jemand singen, und deshalb wurden die Sisters gecastet. Damit ist man auch immer ganz offen umgegangen, trotzdem wird in einigen Medien ein künstliches Drama darum erzeugt. Seien wir doch mal ehrlich: Nicht am Songschreiber-Camp teilzunehmen, ist doch kein Vorteil, sondern eher ein Nachteil, weil alles noch stressiger ist. Ich sehe da keinen Wettbewerbsvorteil für die beiden.

Jetzt aber zum Song: Die Mädels waren mir sofort sympathisch. Stimmen auch toll. Und was mich echt abgeholt hat: Die sich drehende Bühne. Im zweiten Durchlauf habe ich ein wenig den Eindruck, dass sie noch ein wenig an ihrer gemeinsamen Performance arbeiten müssen, aber das ist wohl ein wenig der Kurzfristigkeit geschuldet. Die Stimmen passen auf jeden Fall echt gut zusammen. Übrigens wurde nach dem Song im Publikum auch kräftig gejubelt.

Der ESC-Schnack ULfI Rant

Wir regen uns über den Bullshit auf, der auf Twitter und in den Zeitungen und in einigen Kommentare ins den diversen Social Media Kanälen verzapft wurde. Wenn ihr den Schrott lesen wollt, auf den sich die beiden Beziehen, könnt Ihr ganz sicher bei Google fündig werden.

Wir empfehlen das aber nicht.

Hört Euch lieber die aktuelle Folge von ESC Insight an. In den ersten 1:20 spricht Ewan Spence darüber, dass wir am Ende des ESC fast alle Verlierer sind, denn nur ein Song wird das Ganze gewinnen. Deinen liebsten Song wird Dir aber niemand nehmen, in sofern bist Du und dein liebster Song auch ein Gewinner.

Eurovision Insight News Podcast: Let The Storm Rage On

Fazit

Wir wurden durch ULfI sehr gut unterhalten. Vielleicht war die Show an der einen oder anderen Stelle etwas lang. Vielleicht waren die Songs dann doch etwas eintönig. Vielleicht hätten die Macher früher und besser kommunizieren sollen, wie das genau mit dem Beitrag von S!sters funktioniert. Vielleicht, vielleicht, vielleicht …

Wir denken, der deutsche Vorentscheid ist auf dem richtigen Weg. Natürlich gibt es vieles zu verbessern. Zum Beispiel wünschen wir uns immer noch mehr Präsens im TV und Radio vor der eigentlichen Show. Aber im großen und ganzen war die Sache schon sehr rund.

S!sters gehen mit den Song Sister für Deutschland nach Tel Aviv zum ESC 2019
S!sters gehen mit den Song Sister für Deutschland nach Tel Aviv zum ESC 2019

6 Kommentare

  1. Was sagt ihr dazu, dass ein Juror von Revolverheld Carlotta bei the Voice Kids gecoacht hat, dass der Universal Chef, alle Acts die bei Universal gesigned sind am besten bewertet hat, und das Lena Meyer Landrut, die 2.5 millionen (grösstenteils ESC) Fans, als größte ESC Koryphäe auf Instagram für Laura (von sisters) Werbung macht?
    Dadurch, dass Sisters als letzte dazu gekommen sind, haben sie viel mehr promotion und Aufmerksamkeit bekommen – irgendwie doch alles ein wenig unfair oder?

  2. Ps es gibt auf carlottas Instagram mehr 6 Fotos von ihr auf Tour/ Backstahe mit dem Sänger von Revolverheld. Sisters sind bei Universal gesigned.

    • Ich sage dazu nichts. Daraus jetzt eine „Verschwörung“ oder einen unfairen Wettbewerb zu machen halte ich für übertrieben.
      Ja, ich bin auch nicht begeistert, dass wieder eine Plattenfirma da maßgeblich ihre Finger im Spiel hat. Das macht den Beitrag aber weder schlechter, noch besser. Es mindert schon gar nicht die Leistung, die die Beiden auf der Bühne gebracht haben.
      Dazu kommt, dass ich nicht eine Sekunde mehr Promotion für Sisters vor ULfI gehört, gesehen oder gelesen habe.

  3. Hey Daniela und Christoph,

    ich bin vollkommen bei euch: Ich kann den Trubel um diese „Verschwörungen“ nicht nachvollziehen. Wie ihr schon sagtet, war es vollkommen legitim, dass der Song“Sister“ am Freitag antrat. Und außerdem sind die Vorwürfe, dass Laurita und Carlotta den ganzen Auswahlprozess zum Vorentscheid nicht „durchgemacht“ hätten nicht berechtigt. Auf eurovision.de erschien nämlich gestern ein Artikel, in dem erklärt wurde, dass BEIDE bereits an diesem Prozess teilgenommen haben (Carlotta dieses und Laurita letztes Jahr) und das auch mit ziemlich guten Platzierungen; nur hat´s eben nicht für den Vorentscheid gereicht. Das ganze ist nachzulesen unter: https://www.eurovision.de/news/Interview-mit-Thomas-Schreiber-zum-ESC-Vorentscheid,interview3310.html

    Mein eigener Senf zu ULFI:
    Ich fand die Show deutlich strukturierter als letztes Jahr; man hatte endlich mal den Eindruck, der NDR gibt sich wieder ein bisschen mehr Mühe. Nur die Intervall Acts zogen sich etwas in die Länge … Außerdem finde ich, dass wir mit S!sters würdige Vertreter gefunden haben (ganz ehrlich wir hatten schon viel schlechtere xD); klar wären Acts wie Makeda oder Aly Ryan auch gut gewesen aber ich denke der Song „Sisters“ hat auch großes Potenzial!

    Danke für die unterhaltsame Podcastfolge!

  4. Herrlich, euren Rant anzuhören. Ich bin auch kein großer Fan von dem Lied und hätte viel Lieber Makeda oder insbesondere Lilly mit ihrem (sorry Daniela) einfach geilem Lied gesehen, aber das Mimimi muss nicht sein, allerdings scheinen scheinen sich aber auch Null mit dem ESC zu beschäftigen und lassen den großen Experten raushängen, wenn mal wieder etwas davon in den Youtube-Trends ist.
    (Scheinbar haben sie ja nichts Besseres in ihrem Leben zu tun.)
    Es war kein schlechtes Lied bei der Show und so ist Sister auch keiner. Es hat seine interessanten Stellen und daher vertraue ich einfach mal dem Urteil der internationalen Jury. Leider ging es in den Wetten seit Freitag schon bergab.
    Ich wusste gar nicht, dass ihr auch beim Vorentscheid ward. Dann wäre ich direkt mit euren tollen Anstecker dort aufgetaucht, wobei wir uns eher unwahrscheinlich über den Weg gelaufen wären bzw. sind.

  5. Wie kann es eigentlich sein, dass die WIWI-Jungs in diesem Jahr bei so vielen Vorendscheiden mit abstimmen durften? Für mich ist das nicht mehr ganz nachvollziehbar.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert